Gewinnertexte: Gedichtswettbewerb

Es ist herrlich zu lesen, dass es unter unseren Schülerinnen wirklich tolle Dicherinnen sind. Unser schulinterner Gedichtswettbewerb hat das wieder einmal gezeigt. Hier sind nun die besten drei Werke unserer Schülerinnen zu lesen. Wir wünschen viel Freude mit dieser tiefgründigen Lyrik.

Platz 1
Die Turmspringerin
Von Finn-Marieke Anlauff (OS12)

Glitschig, kühl und nass,
der Boden unter meinen Füßen.
Stück für Stück setz ich Schritt für Schritt
einen vor den anderen auf die glatten Stufen.
Stufe für Stufe, Schritt für Schritt
nehme ich meinen Körper mit,
trotz innerer Schreie und ängstlicher Rufe.

HALT! STOP! Das ist doch viel zu hoch,
bleib mal lieber stehen
und mach das nicht.
Bloß nicht weitergehen!
Hör lieber auf die innere Stimme, die mit Angst verzogenem Gesicht,
warnend zu dir spricht.

Zittrig und am Schwanken
bedanke ich mich bei meinen warnenden Gedanken.
Doch gehe trotzdem, schon allein rein aus Prinzip
Stück für Stück immer weiter und weiter,
viel mehr als mir lieb,
auf der endlos erscheinenden Sprossenleiter.

Will eigentlich umdrehen,
zurückgehen,
bevor ich noch weine.
Schon alleine
wegen der, wie Wackelpudding, schlotternden Beine,
die sich anfühlen, als könnten sie mich nicht mehr lange tragen.
Schauer laufen mir eiskalt über den Rücken,
ein flaues Gefühl füllt meinen Magen.

Habe die letzte Stufe dann auch endlich erklimmt.
Jetzt bloß nicht runterschauen!
UPS … Leider zu spät…
So hoch, dass es mir beinah den Atem nimmt.
Das mir entschwindet alles Vertrauen,
mein gesamter Organismus durcheinander gerät.

MIST!
Ist ja wirklich viel, viel höher als gedacht.
Würde am liebsten gleich wieder runtergehen,
doch ängstlich und bedacht,
tasten sich meine Zehen,
extrem angespannt,
immer näher und näher an den schmalen Rand.

Nun gut, bei DREI springe ich!
Eins, Zwei, Dr…
Nein, geh nicht!
Ist Grad viel zu windig, das Wasser zu wellig,
meine Beine zu wacklig und zittrig die Finger.
Aber Moment mal,
wie machen das eigentlich richtige Profi-Turmspringer?

Woher wissen die, wann die richtige Zeit zum Abspringen ist?
Fühlt man sich irgendwann einfach bereit?
Gibt es Parameter, die man misst
und ihn dann erkennt,
den richtigen Moment?
Oder steht da jemand am Beckenrand, vielleicht ein Trainer
mit Startklappe in der Hand?

Schön wär’s, aber NEIN,
so einfach kann es leider nicht sein!
Es gibt kein Signal, kein spezielles Zeichen,
nur Vertrauen in dich selbst, das muss reichen.
Und dann, irgendwann,
kurz vor der entscheidenden Sekunde, dem finalen Sprung,
gehen Turmspringer innerlich nochmal alles durch,
jede noch so kleine Muskelbewegung.

Doch ganz gleich, wie akribisch und detailliert
sie sich in die Situation gedanklich auch bringen,
wissen sie nie genau, was am Ende passiert.
Wie weit sie wirklich springen,
wie weit die Wellen schlagen,
wie hoch das Wasser spritzt,
kann ihnen vorher keiner genau sagen.

Was man aber sicher sagen kann
ist, dass egal, was passiert,
selbst wenn man mal irgendwann
ungünstig fällt,
das Gleichgewicht verliert,
oder die Spannung nicht hält,
am Ende werden wir immer wieder auftauchen,
ohne großen Aufwand,
ohne, dass wir uns anstrengen brauchen.
Denn, auch wenn mal was schief geht,
ist da vielleicht doch eine helfende Hand,
von jemanden, der dann neben dir steht.

Gut zu wissen, oder?
Aber bevor man überhaupt über das
was, wenn… nachdenkt
und beginnt, die Dinge zu hinterfragen,
ist es wichtig, dass man den Kopf nicht senkt,
mutig ist, den Schritt ins Ungewisse zu wagen.
Also, Einatmen, Ausatmen,
schließe die Augen, richte mich auf.
Einatmen, Ausatmen,
lass dich der Entschlossenheit jetzt bloß nicht berauben,
den Mut aussaugen.
Nimm das flaue Gefühl, lieber in Kauf!

Eins, Zwei, Drei.
Ich wag den Schritt, mach den Sprung und mich frei.
In den Kopf schießt das Blut.
Meine ganzen
Endorphine tanzen.
Ziemlich ungewohnt,
aber ungewohnt gut.

Bevor die Gedanken wieder in meinem Kopf anklopfen,
macht es PLATSCH!
Es fliegen die Tropfen.
Voller Glücksgefühle, mache ich mich im Fliegen groß.
Tauche dann ins kühle, blaue Nass
und lass
alles los.

Jeder Ring im Wasser, ein Andenken an, meine Stärke,
den inneren Optimist.
Und wichtig ist,
dass du dir bewusst machst,
nicht vergisst,
dass du das aus eigener Kraft geschafft hast,
weil du es wirklich wolltest.
Da war niemand, der dir gesagt hat,
wann du losspringen solltest.

Und nein, es gab ihn nicht, den perfekten Moment.
Ich war nie vollkommen bereit.
Und nein, es war nicht so, dass man sie erkennt,
die richtige Zeit.
Die Wellen waren immer zufällig, der Wind zu windig,
mir vor Höhenangst so schwindlig.

Doch entgegen aller Zweifel und Bedenken,
musste ich mit meinem eigenen Schweinehund ringen,
mir selbst den nötigen Arschtritt schenken
und einfach SPRINGEN!

Platz 2
Die Brücke, die uns verband
von Charlotte Peter (10.1)

Ich sah dich auf der Wiese stehen
deine Haare, wie sie im Winde wehen,
und neben dir an der Hand,
ein Mädchen im weißen Gewand

Ich sah uns, wie wir dort standen,
die Ringe, die uns verbanden,
die Brücke, zwischen uns beiden
und wie sie brechend entzwei ging
an einer Welle, die nicht meinen Namen trägt
und die nun in deinen Armen liegt

Ich sah mich, wie ich dort saß,
hockend im noch feuchten Gras
wissend, dass die Nacht euch gab,
was sie mir einst nahm.

Platz 3
Potsdam – meine Stadt?
Von Helene de Wolf (9.2)

Potsdam, du Perle im Brandenburger Land,
deine Schönheit ist jedermann bekannt.
Zählst du deinen Einwohnern bekannte Prominente,
hast ein einzigartiges historisches Ambiente.

Nein, Potsdam, du aufgetakelte Stadt,
trägst knallroten Lippenstift und deine Augen sind farbig betont.
Man sieht nur mit verrenktem Körper zwischen Mauern den Mond
Als einer von Tausend fühlt man sich platt.

Potsdam, du verkaufst dich an Möchtegern-Promis,
die dein Disneyland zum Vorschein bringen.
Und ich soll ein Lobeslied auf dich singen?
Wofür, weshalb, womit verdienst du das?

Habe kein Zimmer, keine passende Wohnung,
2000 €, wer kann und will das bezahlen?
Mit Wohneigentum können nur die Reichen prahlen,
mein Mietzins ist deren unfaire Belohnung.

Hast nur noch Platz für Menschen mit Diamanten,
für Anwälte, Schauspieler und Spekulanten.
Du warst früher einmal meine heile Welt,
doch meine Zuneigung zu dir ist zerschellt.

Die Parks und Gärten – auf den Wegen muss man bleiben,
kein Platz am Ufer für meinesgleichen.
Eigentlich ist das ein Zeichen zum Weichen,
aber hier werde ich ein Lebensabschnitt beschreiben.

Erloschen dein Licht!
Finde nie ein Kleeblatt!
Wem gehört die Stadt?
Mir jedenfalls nicht.

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